In den USA ist Fethullah Gülen verstorben, eine Person, deren Name untrennbar mit der Bewegung „Hizmet“ verbunden ist – einer der einflussreichsten religiös-sozialen Bewegungen der modernen Zeit. Durch die Verkündigung der Ideen eines gemäßigten und toleranten Islams stellte die Bewegung Gülens die Aufklärung, den interreligiösen Dialog und die Entwicklung freier Märkte in den Mittelpunkt. Seit ihrer Gründung in den 1970er Jahren entwickelte sich die Bewegung aktiv in der Türkei und darüber hinaus, indem sie Schulen, Universitäten und Kulturzentren in mehr als 160 Ländern eröffnete.
„Hizmet“ (was auf Türkisch „Dienst“ bedeutet) hatte als Hauptpriorität die Bildungssteigerung festgelegt, die nach Gülens Meinung der Schlüssel zur Lösung vieler sozialer und wirtschaftlicher Probleme war. Die mit der Bewegung verbundenen Schulen wurden zu einem Symbol für qualitativ hochwertige Bildung und die Erziehung einer globalen Elite, die auf friedliches Zusammenleben und kulturellen Austausch ausgerichtet ist. Die Bewegung unterstützte aktiv wissenschaftliche Forschungen und humanitäre Projekte, einschließlich Programmen zur Bekämpfung der Armut und zur Entwicklung des Gesundheitswesens.
Dennoch wurde der Einfluss der „Hizmet“-Bewegung auf die Politik zum Anlass ernsthafter Anschuldigungen. Seit 2013 wurde die Bewegung mit Korruptionsermittlungen in Verbindung gebracht, die gegen das Umfeld des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gerichtet waren. Gülen und seine Anhänger wurden beschuldigt, ein „Staat im Staat“ schaffen zu wollen und die Macht der Regierung zu untergraben. Der Höhepunkt des Konflikts war der gescheiterte Staatsstreich im 2016, nach dem Erdoğan Gülen der Organisation beschuldigte.
Trotz seines Lebens im Exil in den USA seit 1999 blieb Gülen eine einflussreiche Figur. Im Jahr 2014 erklärten die türkischen Behörden die „Hizmet“-Bewegung zur Terrororganisation. Es begann eine massive Verhaftungswelle, die Schließung von Schulen, Unternehmen und Medien, die mit Gülen in Verbindung standen, was zu einer der größten Säuberungen in der modernen Türkei führte. Über 150.000 Menschen wurden entlassen oder verhaftet, darunter Lehrer, Journalisten und Militärs.
Obwohl Gülen seine Beteiligung am Putsch bestritt und Gewalt verurteilte, wirft sein Tod Fragen zur Zukunft der „Hizmet“-Bewegung auf. Trotz der Repressionen finden seine Ideen weiterhin Resonanz bei Millionen von Menschen, die Bildung und soziale Reformen als Grundlage einer friedlichen Zukunft betrachten.
Source: BBC News